Von Simone Bronnhuber
Berghausen Bei besten Wetterverhältnissen und optimalen Bodenschichten schaffen sie bis zu zehn Meter an einem Tag. Momentan kommt der XXL-Bohrer, der auf den Fluren der Gemeinde Blindheim, am Fuß des Sallmannsberg in Berghausen, steht, nur wenige Zentimeter voran. „Es ist nicht ganz einfach, die Bohrung ist recht kompliziert“, erklärt Maximilian Baur. Denn: Das Grundwasser, auf das der Diplomgeologe des mit der Maßnahme betrauten Fachbüros HPC Harburg mit den Spezialisten der Brunnenbaufirma Keller & Hahn stößt, muss dringlichst geschützt werden. Der Weg in die Tiefe ist daher kein einfacher, wie Baur sagt. Ab 39 Meter kommt Jurakalk, es gibt zudem deutliche Gesteinswechsel. An einem Stück können die Experten daher nicht bohren, immer wieder müssen sogenannte Sperrrohre verlegt werden. „Wir verhindern durch unsere Bohrtechnik, dass oberflächennahes Grundwasser in das tiefer liegende Grundwasser gelangt und das Bohrloch einstürzt“, so Baur. Außerdem dürfe der Leiter, die Bezeichnung für das tief liegende Grundwasser, nicht verschmutzt werden.
Das Grundwasser, das unter anderem die Bayerische Rieswasserversorgung seit einigen Jahren auch zur Trinkwasseraufbearbeitung über bereits vorhandene Brunnen nutzt. Eine Auflage des entsprechenden Wasserrechtbescheids, welchen das Landratsamt Dillingen ausgestellt hat, ist es aber auch, dass Rieswasser sogenannte Vorfeldmessstellen errichten muss – eine ist nun seit Februar in der Nähe des Werkes in Berghausen aufgebaut worden. Mit einem Ziel, wie Josef Hiltner, Technischer Betriebsleiter des Zweckverbandes, erklärt: „Wir wollen wissen, wo unser Wasser herkommt und nachweisen, das keine Übernutzung stattfindet. Das genaue Einzugsgebiet kennen wir nicht.“ Außerdem wolle man wissen, wie viel Wasser wann zu welchen Mengen kommt, welche Beschaffenheit es hat, wie es um die Nachhaltigkeit steht, um welche Fließrichtung es sich handelt … – Jeder Zentimeter, der in Richtung des sogenannten Karst-Wassers gebohrt wird, wird genauesten dokumentiert und von Spezialisten etlicher Behörden untersucht und bewertet. Von jeder Bodenschicht werden Proben gesichert, immer wieder gibt es neue Erkenntnisse. Rieswasser hat diese Machbarkeitsstudie zur Erstellung eines regionalen Grundwassermodells in Auftrag gegeben, daran beteiligt sind aber auch die anderen Karst-Nutzer: die Donau-Stadtwerke Dillingen-Lauingen, die Glöttgruppe, die Molkerei Gropper, Buttenwiesen, die Kugelberggruppe bei Wertingen und Bissingen. 100 000 Euro für die Studie werden geteilt, den Löwenanteil trägt Rieswasser. „Es wird aufgeteilt nach Abnehmermenge“, so Hiltner. Die Baustelle auf der Gemarkung Unterglauheim, dort wo der Bohrer seit einigen Wochen seine Arbeit leistet, kostet die Rieswasserversorgung rund 200 000 Euro netto – und das ist nicht das Ende. „Das ist nun die erste Vorfeldmessstelle im Karst, eine zweite wird noch bei Blindheim errichtet. Beides bleiben feste Messstellen, die verrohrt und zugemacht werden.“ Mit dem Zweck, immer Untersuchungen vornehmen zu können.
Für das oberliegende Grundwasser gibt es bereits 18 verschiedene solcher Messstellen und auch die Nutzung des Grundwassers ganz tief im Boden, das betont Hiltner deutlich, ist seit 2012 offiziell genehmigt. Seither wird es genutzt. Entsprechende Brunnen in Schwenningen und Blindheim sind in Betrieb. „Aber die Nachweise fehlen und das wird nun gemacht.“
Nicht etwa, weil es akute Probleme gibt, sondern um nachhaltig zu agieren, wie der technische Betriebsleiter betont. „Es geht um unsere Zukunft und den nicht weg zu streitenden Klimawandel“, so Hiltner. Er sagt, dass die Entwicklung der Gesamtmenge des Grundwassers nicht so tragisch sein wird, wohl aber irgendwann die Tagesspitzen im Sommer. Deshalb ist das Wunschergebnis der Studie, die frühestens 2019 fertiggestellt ist, klar. „Es gibt genügend Wasser und wir können es ohne Beeinträchtigung nutzen“, sagt Josef Hiltner. Ein anderes Ergebnis wäre für Rieswasser eine „mittlere Katastrophe“. Aber damit rechne niemand. Die Bohrung habe bereits erste Erfolge gezeigt – und jede Menge Wasser. „Wir machen uns nur rechtzeitig Gedanken.“
Technischer Betriebsleiter Josef Hiltner, Grundwassermanagerin Magdalena Frey und Diplomgeologe Maximilian Baur auf der Baustelle (von rechts). Foto: Simone Bronnhuber