Sauberes Trinkwasser ist sehr wertvoll

Rieswasserversorgung prämiert Landwirte für besonderen Grundwasserschutz


Lutzingen/Lks. Dillingen Fließt aus den bayerischen Wasserhähnen fast nur noch mit Nitrat und Pestiziden verseuchtes Wasser? Das könnte zumindest jeder denken, der Umweltschützern und der EU-Kommission glauben will. Und wer ist schuld daran? Die Landwirtschaft natürlich. Dass die Vorhaltungen aus Brüssel auf wenig repräsentativen Messergebnissen beruhen, scheint die Kritiker nicht zu stören. Anlässlich der jährlichen Auszeichnung von besonders grundwasserschonend wirtschaftenden Landwirten durch die Bayerische Rieswasserversorgung (BRW) räumte BBV-Umweltreferentin Andrea Fries mit vielen Halbwahrheiten und Missverständnissen auf.


Dass die nordschwäbischen Bauern im Trinkwasserschutz mehr als nur engagiert sind, machte auch der Vorsitzende des Rieswasser-Zweckverbands, der Harburger Bürgermeister Wolfgang Kilian, in Lutzingen klar. Schon seit 27 Jahren arbeiten die  Rieswasserversorgung und Landwirte, die in den insgesamt 650 ha großen Wasserschutzgebieten wirtschaften, eng zusammen. Basis der Kooperation ist eine Rahmenvereinbarung der BRW mit dem Dillinger BBV. Demnach richtet sich der Ausgleich, den die Landwirte für die grundwasserschonende Bewirtschaftung ihrer Felder erhalten, nach dem Gehalt an Nitratstickstoff in den Böden. Der  Durchschlagende Erfolg dieses Bonus-Malus-Systems zeigt sich im Nitratgehalt im Rieswasser. Bewegte sich dieser vor 20 Jahren  noch bei 24,6 mg/l, so sind es heute nur noch 14 mg. Zur Erinnerung: Der gesetzliche Grenzwert für die Nitratbelastung liegt bei 50 mg. Im vergangenen Jahr förderte die BRW rund 8 Mio. m³ Trinkwasser aus ihren drei Brunnengebieten in Blindheim, Schwenningen und Steinheim. Damit wurden 120 000 Menschen in den Landkreisen Dillingen, Donau-Ries und Weißenburg-Gunzenhausen versorgt. Dem Zweckverband gehören 35 Kommunen mit 126 vollversorgten Orten an. Laut Kilian bestehen lediglich 2 % des weltweit vorhandenen Wassers aus Süßwasser. In Bayern werden 2,7 % des natürlichen Wassers für die öffentliche Wasserversorgung genutzt. Der Klimawandel macht inzwischen auch der Rieswasserversorgung zu schaffen, sagte Kilian. Im Sommer komme es häufiger als früher zu Bedarfsspitzen, die den Versorger zum Ausbau der Speicherkapazitäten zwingen. So werde die BRW im Jahr 2018 einen zusätzlichen  Hochbehälter bei Ederheim (Lks. Donau-Ries) bauen – „eine Millioneninvestition“. Probleme bereiten den Wasserversorgern aber auch  die Arzneimittelrückstände in den Gewässern. Dazu kommen noch die Rückstände von Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetikartikeln und aus dem Pflanzenschutz. „Für die Folgeschäden sollten nicht die Wasserversorger, sondern die Verursacher  aufkommen“, so Kilian, den 120 Landwirten dankte, die in den Rieswasser-Schutzgebieten auf eine Grundwasser schonende Wirtschaftsweise achten.


BBV-Kreisobmann Albert Sporer rieb sich an dem schlimmen Klang, den der Begriff „Nitrat“ in den Ohren vieler Menschen hat. Dazu  beigetragen habe auch die Auswahl von schlechten Brunnen für die Meldung der deutschen Grundwasserzustände an die EU- Kommission. Als Referenzbrunnen habe dabei unter anderen ein Brunnen bei Untermagerbein nahe Bissingen gedient, der nur 1,3 m tief ist und in dem sich daher „jeder Maulwurfsdreck“ wiederfinde. „Und auf solchen Messergebnissen basieren dann die Vorschriften der neuen Düngeverordnung“, ärgerte sich Sporer. Brunnen, die sich unweit von Untermagerbein befinden und eine hohe Wasserqualität aufweisen, seien dagegen bei der Meldung nach Brüssel nicht berücksichtigt worden. Dass das nichtrepräsentative Messnetz von der EU als repäsentativ gewertet wurde, macht auch Andrea Fries für die Klage der Kommission gegen die Bundesrepublik in Sachen Wasserschutz verantwortlich. Die Referentin für Umwelt- und Bewertungsfragen an der BBV-Hauptgeschäftsstelle Schwaben bezog sich dabei auf die geringe Dichte der Messstellen von lediglich 0,4 Stück pro 1000 km², deren Ergebnisse die BRD nach Brüssel gemeldet hat. Heute gelangten immerhin 1,9 Messstellen pro 1000 km² in die Auswertung. In Gesamteuropa dagegen liege die  Messstellendichte bei 8 pro 1000 km². Allerdings, so räumte Fries ein, liefere auch das neue deutsche Messnetz nicht gerade glanzvolle Nitratwerte im Rohwasser. Das gebe der Klage der EU gegen die BRD und der Forderung nach einem schnellen Abschluss der novellierten Düngeverodnung neuen Auftrieb. „Und hier besteht wiederum die Gefahr, dass die Klage der EU missbraucht wird, um weitere Verschärfungen in die Düngeverordnung einzubauen.“ Grundlage für die Vorhaltungen aus Brüssel bildet die im Jahr 2000 in Kraft getretene EU-Wasserrahmenrichtlinie, die auf einen „guten Zustand“ der Gewässer abzielt. Dabei werden Oberflächengewässer und Grundwasserkörper kompromisslos entweder in „gut“ oder „schlecht“ eingeteilt. Demnach befinden sich 24 % der Landesfläche Bayerns aufgrund der Nitratbelastung in einem „schlechten“ Zustand. Seit dem Jahr 2007 ist hier laut EU-Kommission auch keine Verbesserung eingetreten. Den rechtlichen Rahmen für den bayerischen Wasserschutz bildet neben den 3500  Trinkwasserschutzgebieten – immerhin 5 % der Landesfläche – insbesondere der gesetzlich vorgeschriebene finanzielle Ausgleich  für Einschränkungen und Mehraufwendungen in der Landwirtschaft bei der Bewirtschaftung  von Schutzgebietsflächen. Außerhalb der verschiedenen Messnetze überwachen auch die Wasserversorger selbst ihr Rohwasser. In Bayern gibt es Fries zufolge rund 500 Nitrat-Messstellen. In 79,8 % davon werden weniger als 25 mg/l Nitrat Rohwasser gefunden, in Schwaben gilt dies sogar für 87,6 % der Messstellen. Damit die Düngeverordnung nicht weiter verschärft wird, appellierte Fries an die Wasserversorger und Bauern, auf  kooperativem Weg spürbare Verbesserungen bei der Nitratbelastung anzustreben. Die gute fachliche Praxis müsse über die bedarfsgerechte Düngung eingehalten, Greening und Kulap umgesetzt und neue Wege der Kooperation gesucht werden. „Ansonsten ist der bayerische Weg – Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht – in Gefahr, warnte Fries. Zu den kooperativen Ansätzen könnten beispielsweise die vermehrte Anlage von Gewässerschutzstreifen und Zwischenfruchtkulturen gehören.


Abschließend übergaben BRW Werkleiter Christof Lautner, Vorsitzender Kilian sowie die Dillinger Kreisobmänner Albert Sporer und Klaus Beyrer ansehnliche Zusatzprämien  an neun Landwirte, die in den drei Rieswasser-Brunnengebieten die geringsten Gehalte an Nitratstickstoff erreichten: (in der Reihenfolge der geringsten Nitratstickstoffwerte) für das Brunnengebiet Blindheim Simon Wetschenbacher (Schwennenbach), Maria Mayer und Thomas Kapfer (beide Blindheim), für Schwenningen Martin Ahle, Jürgen Bregel (beide Wolpertstetten) und Karl Reiser (Blindheim) sowie für Steinheim Otto Schmid (Donaualtheim), Michael Keis (Finningen) und Sebastian Senning (Mörslingen).

Bild Zeitungsartikel Sauberes Trinkwasser ist sehr wertvoll

Wieder Prämien: Auch heuer hat die Bayerische Rieswasserversorgung neun Bäuerinnen und Bauern aus dem Landkreis Dillingen mit Zusatzprämien für ihre Anstrengungen beim Trinkwasserschutz belohnt. Ihnen gratulierten (v. l.) BRW-Werkleiter Christof Lautner, Stephan Haase vom AELF Wertingen, Kreisobmann Klaus Beyrer sowie (v. r.) BRW-Verbandsvorsitzender Wolfgang Kilian und Kreisobmann Albert Sporer.