Landkreis In den Haushalten zwischen Harburg und Oettingen könnte bald auch Wasser aus den Brunnen am Zusammenfluss von Donau und Lech aus den Hähnen fließen. Wie das sein kann: Die Bayerische Rieswasserversorgung (BRW) plant eine strategische Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum (WFW). Damit will die BRW die Trinkwasserversorgung für rund 130 000 Menschen in den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen sowie im angrenzenden Mittelfranken weiter absichern.
Bislang werden die BRW-Kunden mit Wasser aus Brunnen beliefert, die sich im Kreis Dillingen in drei Gebieten nördlich der Donau befinden: nahe Blindheim, Schwenningen und Steinheim. Aus diesen dürfen pro Jahr maximal 8,3 Millionen Kubikmeter gefördert werden. Diese Menge reizt die BRW aktuell zu etwa 90 Prozent aus. Das berichtete Werkleiter Christof Lautner in der BRW-Verbandsversammlung in Harburg.
Bislang sei es noch nie zu Engpässen in der Versorgung gekommen, stellte Lautner klar. Immerhin gebe es die BRW seit 1958. Allerdings habe es im vorigen Jahr mehrere Vorkommnisse gegeben, welche die Verantwortlichen zum Nachdenken brachten. Im Wasserschutzgebiet Blindheim brachte dem Werkleiter zufolge ein Landwirt verbotenerweise Gülle aus. Zudem habe man entdeckt, dass eine Drainage entlang der B 16 bei Blindheim defekt war. Weil nicht auszuschließen war, dass Schadstoffe ins Grundwasser gelangten, mussten die Brunnen in diesem Gebiet drei Monate vom Netz genommen werden. Eigentlich, so dachte die BRW, sei dies kein Problem. Sie ging davon aus, dass in einem solchen Fall in den Brunnen der beiden anderen Schutzgebiete vorübergehend mehr Wasser gewonnen werden darf. Da habe jedoch das Landesamt für Umwelt ein Veto eingelegt, schilderte Lautner. Die Wasserschutzgebiete seien dafür nicht ausreichend. Deshalb reduzierte die BRW die Liefermenge an die benachbarte Fränkische Fernwasserversorgung, zu der eine Verbindung besteht.
Ein weiterer Punkt, der laut Lautner zu berücksichtigen ist: Die BRW beliefert neben den Mitgliedskommunen auch zwölf Städte und Gemeinden, die Vertragspartner sind. Sprich: Sie haben das Anrecht, vom Verband eine bestimmte Menge Wasser pro Jahr geliefert zu bekommen. Würden alle dieser Abnehmer die Quote zu 100 Prozent ausschöpfen – was bislang nicht ansatzweise vorgekommen sei –, wären das schätzungsweise sechs Millionen Kubikmeter jährlich. Hinzu kämen die Mitgliedskommunen, die etwa 3,4 Millionen Kubikmeter verbrauchen. Das wären unter dem Strich über neun Millionen Kubikmeter Wasser – und damit mehr, als die BRW fördern darf. Ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden dürfe der Klimawandel. Der sei von Dauer und wirke sich bereits leicht auf den Grundwasserpegel in der Region aus. Weil weniger Niederschläge fallen und es wärmer wird, sinke der Pegel. Dies sei in ganz Bayern zu beobachten. Der Rückgang sei aktuell jedoch „nicht besorgniserregend“, betonte der Werkleiter.
Dennoch wolle man für die Zukunft gerüstet sein, also genügend Reserven haben. Als beste und wirtschaftlichste Lösung präsentierten Lautner und BRW-Vorsitzender Wolfgang Kilian den Verbandsräten folgende Lösung: eine Verbindung zum WFW. Der hat das Recht, im Winkel zwischen Donau und Lech nahe Genderkingen pro Jahr bis zu 63 Millionen Kubikmeter Wasser zu fördern. Diese Menge schöpfe der WFW derzeit zu 50 Prozent aus. Für die Zeit ab 2024 beantrage der Verband neue Wasserrechte, so Lautner: „Das ist für uns der Zeitpunkt zu sagen: Wir haben auch Bedarf.“ Die BRW habe beim WFW eine Menge von drei Millionen Kubikmeter jährlich angemeldet.
Dieses Trinkwasser soll, so die Vorstellungen, über eine neue Leitung ins BRW-Netz geschafft werden und vor allem den Ries-Bereich inklusive Harburg und Wemding versorgen. Sie könnte nahe Monheim von der Hauptleitung des WFW abzweigen, die in den Großraum Nürnberg führt, und dann in Richtung Wemding laufen. Für die rund 17 Kilometer lange Trasse seien Baukosten in Höhe von sechs bis acht Millionen Euro zu veranschlagen, erklärte Lautner. Die Leitung würde einen Durchmesser von 40 oder 50 Zentimetern haben. Sinnvoll wäre es, eine Grundlast von etwa einer Million Kubikmeter jährlich zu fahren.
Ein Haken: Der WFW chlort wegen der langen Leitung nach Nürnberg sein Wasser. Der Kunde merke dies aber nicht, versicherte Lautner. Der Härtegrad und die sonstigen Werte des Wassers seien indes identisch.
Die Verbandsräte stimmten dem Vorschlag, mit dem Zweckverband einen Wasserlieferungsvertrag zu schließen, einhellig zu. Die BRW-Verantwortlichen wollen die Pläne nun möglichst schnell vorantreiben. Denn: Es ist eine staatliche Förderung zugesagt. Allerdings läuft das Programm eigentlich nur bis 2021. Lautner dazu: „Wir wollen versuchen, den Antrag möglichst schnell einzureichen.“
Blick ins Werk des Zweckverbands Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum (WFW) nahe Genderkingen: Dort wird eine riesige Menge Trinkwasser gefördert. Möglicherweise fließt ein Teil bald in das Leitungsnetz der Bayerischer Rieswasserversorgung. Foto: Herbert Liedel